1. Pressekonferenz: Dienstag, 30. Juni 2015


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„Privatbanken schöpfen Geld aus dem Nichts“


Bei der ersten Pressekonferenz  „Geldschöpfung der Privat-Banken aus dem Nichts – Auswirkungen auf die Wirtschaft und das soziale Leben in Südtirol“ haben wir dargelegt, wie unser verzinstes Schuldgeldsystem mit unterschiedlichen Problemthemen unserer Zeit – beispielsweise die Überschuldung, der Sozialabbau, die Rentenkürzungen, die Jugendarbeitslosigkeit, die Umverteilung, etc. – direkt oder indirekt zusammenhängt.


Euro, Dollar, Yen, wie alle übrigen Währungen, werden nur zu einem kleinen Teil, ca. zu 3% direkt von den Zentralbanken „geschöpft“ („Schöpfung“ im Sinne von „Entstehung“ von neuem, d.h. vorher nicht vorhandenem, sprich nicht „da-gewesenem“ Geld). Der weit überwiegende Teil des Geldes, das sogenannte „Giral- bzw. Buchgeld“, entsteht bei der Kreditvergabe von Privatbanken. Eine Bank verleiht nicht das Geld der Sparer, wie man allgemein annehmen würde (dieses investiert die Bank in Obligationen, Anleihen, Aktien etc.), sondern erzeugt für Darlehens- und Kreditverträge neues Geld ganz einfach aus dem Nichts. Dies geschieht, indem die Bank die Darlehenssumme des Kreditvertrages (z.B. € 100.000,00) auf der AKTIVA-Seite der Bilanz als „Forderung an den Kreditnehmer“ und, auf der PASSIVA-Seite, als „Verbindlichkeit an denselben Kreditnehmer“, verbucht (daher der Begriff „Buchgeld“). Diesen buchhalterischen Vorgang  nennt man „Bilanzverlängerung“. Das Merkwürdige daran ist, dass die Bank für diese Geldsumme, welche sie zuvor gar nicht als positiven Wert besessen hat (vor dieser doppelten Buchung gibt diese Geldsumme schichtweg nicht!), zum einen Zinsen für die Geldleihe, zum anderen Garantien für die Sicherung von Kapital und Zinsen, verlangt.


Die Bank wirtschaftet also mit einem Geld, das sie gar nicht „lagernd“ hat. Zur Unterstreichung: Es gibt dieses Geld vorher nicht, es entsteht wie ein „Schöpfungsakt“ im Moment der Kreditvergabe. Die Bank ist lediglich dazu verpflichtet 1% des verliehenen Kapitals als Mindestreserve bei der Zentralbank zu hinterlegen. Dies bedeutet, unser Geld entsteht aus dem Nichts und als „Schuld“ bei der Unterzeichnung eines Darlehensvertrages. Auch die Banknoten sind sogenanntes „Schuld-Geld“ – sie werden als Schuld von der Zentralbank an die Privatbanken verliehen.

Für ein tiefgreifenderes Verständnis dieses Phänomens hilft ein Auszug aus der empirischen Studie von Prof. Richard Werner: „Can Banks individually create money out of nothing? The theories and the empirical evidence“. Letztere wurde mittels eines Feldversuchs bei einer deutschen Raiffeisenbank durchgeführt. Ein Vorstandsmitglied der Bank antwortet dem Professor auf seine Frage zum Buchgeld hin, wie folgt:


„Sehr geerhter Herr Prof. Werner,

im Zusammehang mit der mit ihnen durchgeführten Krediteröffnung im August 2013 kann ich gerne bestätigen, daß weder ich, als Vorstand der Raiffeisenbank W. noch unsere Mitarbeiter, vor oder während der Kreditvergabe geprüft haben, ob wir ausreichende Geldmittel bei unserer Zentralbank, der DZ Bank AG oder der Bundesbank vohalten.

Ebenso haben wir keine diesbezüglichen Buchungen vorgenommen, und auch keine Überweisungen oder Kontodisposizionen durchgeführt, um die Kreditsumme auf ihrem Konto zu finanzieren. Damit haben wir keinerlei Prüfung oder Handlungen vorgenommen um Liquidität bereit zu stellen.

Mit freundlichen Grüßen
Raiffeisenbank W:“

Brief im PDF-Format

Ein zweiter, entscheidender Aspekt kommt zur Geldschöpfung aus dem Nichts hinzu: Die Banken schöpfen die Geldmenge für das geliehene Kapital, jedoch nicht für den Kapitalertrag, sprich die Zinsen, welche auf das Kapital in der Zeit anfallen. Dies bedeutet, es gibt eine geringere Menge an Geld im Umlauf, als für die Rückzahlung (Tilgung) von Kapital und Zinsen erforderlich wäre. Somit wird klar, dass es eine Illusion ist, durch Rationalisierung (z.B. Sparmaßnahmen) und Antreibung von Wirtschaftswachstum das Schuld-Geld für das Kapital und seine in der Zeit angereiften Zinsen zurückzubezahlen. Das Geld für den Kapitalertrag (Zinsen und Zinseszins) gibt es nicht, da es niemals geschaffen wurde.

Dieses Phänomen hat eine logische wie zwingende Konsequenz. Durch die ständig steigende Schuldmenge entsteht – trotz extrem hoher Produktivität und realer Wertschöpfung – unter den Wirtschaftstreibenden im Markt ein unbewusster aber knallharter Wettkampf um eine nicht ausreichende Geldmenge. Dies wiederum bedeutet: Unternehmen werden dazu genötigt, andere Marktteilnehmer mit Überproduktion und Preisdruck wirtschaftlich auszuschalten um selbst finanziell zu überleben – Wettbewerbsunfähigkeit und Insolvenzen von vorwiegend kleineren, lokal aufgestellten Unternehmen sind trotz Vollproduktion die Folge. Die lokale Produktion muss zu inhumanen Arbeits- und Umweltbedingungen in Schwellenländer ausgelagert werden, wo eine immer größere und billigere Warenmenge entsteht, die immer weniger Abnehmer findet. Es beginnt ein weltweiter Raubbau an Ressourcen, es kommt zu Staatspleiten mit konsequentem Ausverkauf sämtlicher, natürlicher und strategischer Ressourcen (z.B. Südamerika) und letztlich zu einer dramatischen Zunahme an militärischen Konflikten und Migration.


Würden Staaten, Unternehmen und Privatpersonen wirklich all ihre Schulden zurückbezahlen, wie es Politiker und Ökonomen verlangen, käme es zu einer eklatanten s.g. „Bilanzverkürzung“, und 97% unseres Geldes würde wieder verschwinden. Wir hätten also de facto gar kein Geld mehr. Dies ist jedoch systemisch erst gar nicht möglich.

Zinsen sind Kapitalkosten und diese Kosten werden weiterbelastet bzw. „eingepreist“: Auf all das geschöpfte Geld bezahlen wir, der Staat, die Unternehmen und die Privatpersonen, Zinsen. Kapitalkosten tragen also nicht nur jene, die einen Kredit aufnehmen, sondern wir alle, und dies beim Kauf eines jeden Produkts bzw. einer jeden Dienstleistung. Dies kommt daher, dass Zinsen Finanzierungskosten für ein Unternehmen darstellen und diese, wie alle übrigen Kosten in den Verkaufspreis des Produktes miteinbezogen werden müssen. Laut dem deutschen Ökonom Helmut Creutz beträgt der eingepreiste Anteil an Finanzierungskosten eines Produkts im Schnitt mehr als 30%. Somit gehören laut Creutz über 90% der Bevölkerung in Deutschland automatisch zu den Verlierern dieser Entwicklung, die automatisch und systeminhärent eine immer kleiner werdende „Finanzelite“ hervorbringt. Die persönlichen Zinserträge einer Einzelperson können erst ab einem Investitionsvolumen von über einer halben Million Euro die indirekten, ausgabenbedingten Zinszahlungen wettmachen. Eine Frage an Sie, verehrte Leser: haben Sie alle so viel Geld frei verfügbar um dieses ertragreich zu investieren?


Dies ist der wahre Grund warum Reiche immer reicher werden und die Finanz- und Vermögenswerte der Mittel- und Armenschicht zusehends schwinden.


Ein weiteres, absurdes Szenario steht uns bevor: Da alles Geld „Schuld“ ist, und für alles Geld Zinsen bezahlt werden, kommt es zu einer exponentiellen Entwicklung dieses Phänomens aufgrund des Zinseszinseffektes. Zur Veranschaulichung seiner Wirkung ein simples Rechenbeispiel: Hätte man vor 2000 Jahren 1 Eurocent mit einer konstanten Rendite von 5% investiert, so würde das angereifte Kapital heute einem Äquivalent von 200 Mrd. Erdkugelvolumina in Gold entsprechen.

Wenn man dieses unser traditionelles Geldsystem frei von alten Lehr-, Glaubensätzen und Dogmen betrachtet, so wird jedem rational denkenden Menschen klar, dass dieses Geldsystem radikal unsozial, konfliktstiftend und letztlich für ein kollektives, harmonisches Miteinander in einer globalisierten Welt unbrauchbar ist. Das System treibt die Menschen notwendigerweise in die Konkurrenz und unterbindet somit jegliche Form der Kooperation und des Ausgleichs. Was zurzeit in Griechenland passiert, blüht jedem Staat, der sich auf ein verzinstes Schuldgeldsystem verlässt. Um es mit Theodor Adorno zu sagen: „Man kann im Verkehrten nichts richtig machen“.


Es gibt jedoch auch Lösungen und Ansätze für ein Wirtschafts- und Finanzsystem in Kooperation und nach Maß des Menschen. Diese werden wir bei den weiteren zwei Pressekonferenzen im Juli erläutern:


  • 2. PRESSEKONFERENZ: Dienstag 14. Juli: „Entschuldung von Staaten und Banken über neue Buchungssätze ohne die Aufwendung von Steuergeldern“

  • 3. PRESSEKONFERENZ: Dienstag 28. Juli: „Alternatives Geldsystem für Südtirol – Operation zum Freikauf vom staatlichen Geld- und Finanzsystem und Finanzautonomie durch eine eigene Südtiroler Zentralbank“

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