AKTION: »Offener Brief an den LH Dr. Arno Kompatscher«

wir veröffentlichen hier:

… einen Auszug des Offenen Briefs den wir dem LH Dr. Arno Kompatscher Mitte Dezember gesendet haben. Da wir wieder keine Antwort oder Stellungnahme erhalten haben, senden wir den Brief nun an alle öffentlichen Entscheidungsträgern und Medien, in der Hoffnung, dass sich diese dem wichtigen Thema, das uns alle angeht, nämlich GELD und KRISE und mögliche Lösungsansätze, nicht verschließen.

Im Namen des HumanEconomy Teams

Dr. Paul Kircher
HumanEconomy
Schrambach, 40
I-39040 Feldthurns (BZ)
tel. 0472 802228

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Auszug aus dem „Offener Brief an den LH Dr. Arno Kompatscher“


Feldthurns, am 09.12.2015

Sehr geehrter Herr LH Dr. Arno Kompatscher,

ich habe am 20. Oktober eine Anfrage an Sie gerichtet, bei der wir Sie um die Schirmherrschaft für unseren Kongress in der EURAC gebeten hatten. … ich bekam … zur Antwort, dass keine Schirmherrschaft für private Veranstaltungen übernommen werden könne. Daraufhin habe ich versucht zu erläutern, dass das von der Initiativgrelectronic mail,uppe kommunizierte Thema (verkürzt: „Das verzinste Schuldgeldsystem und die Giralgeldschöpfung der Privatbanken als Instrumente zur gezielten Erschaffung systemischen Unrechts und Konflikten“) wohl kaum in einen rein privaten Interessensbereich gedrängt werden könne. Eigentlich wären es die Volksvertreter und Verantwortlichen unseres Landes, die hierzu verantwortungsbewusst und vorausschauend Aufklärungsarbeit leisten und sich um die Entwicklung von Lösungsansätzen bemühen müssten. …

Hier noch einmal ein paar Anstöße, warum Sie das Thema der „illegalen Giralgeldschöpfung von Privatbanken“ sehr wohl interessieren sollte und es äußerst fahrlässig wäre es weiterhin aus dem Bewusstsein zu verdrängen:


  • weil das verzinste Schuldgeldsystem, bedingt durch die zwingenden Gesetze der Mathematik, eine konstante Vermögensumverteilung hervorbringt: und zwar vom arbeitenden bzw. leistenden Teil der Bevölkerung zu einer sehr kleinen Gesellschaftsschicht, die ausschließlich von Rendite lebt, da sie bereits über ein sehr großes Geldvermögen verfügt. Das Vermögen fließt automatisch vor allem zu jenen, die selbst (ohne rechtliche Befugnis) Geldschöpfung betreiben, nämlich zu den Eigentümern der Privatbanken. Über 90% der Bevölkerung gehört zu den Verlierern dieses Systems.
  • weil die Zyklen und Blasen am Finanzmarkt zum Großteil durch die unkontrollierte Giralgeldschöpfung der Privatbanken hervorgebracht werden. Diese künstlich generierten Blasen greifen in die Realwirtschaft über und tragen die Hauptverantwortung an den realökonomischen, ökologischen und sozialen Krisen, die den gesamten Globus erschüttern.
  • weil das verzinste Schuldgeldsystem weder nachhaltig noch tragfähig ist: Es „muss“ aus rein mathematischen Gründen zyklisch (in der Regel alle 70 bis 90 Jahre) kollabieren und ist daher kein Modell das Stabilität und soziale Verträglichkeit gewährt. Laut den Erkenntnissen der Wirtschaftswissenschafter Reinhart und Rogoff gab es zwischen den Jahren 1800 und 2010 rund 300 Staatspleiten.
  • weil die Steuereinnahmen für öffentliche Körperschaften aufgrund der Verknappung des Realeinkommens der Privathaushalte stetig sinken. Deshalb muss der öffentliche Finanzhaushalt gekürzt werden, was mit einer spürbaren Verringerung des öffentlichen Leistungsaufkommens in vielen Bereichen einhergeht. Austeritätspolitik ist nicht die Lösung dieses Problems wie uns das Beispiel der Griechenland-Krise zeigt; eine weitere spending review ebenso nicht, denn das Schuldgeldsystem verursacht zwingendermaßen neue, weiter steigende Schulden.
  • weil, wie verschiedene Rechtsexperten darlegen, die Annahme vonseiten der öffentlichen Körperschaften von illegal geschöpftem Giralgeld der Privatbanken zivilrechtlich wie strafrechtlich nicht unbedenklich ist. Beispielsweise akzeptiert der verantwortliche Stellvertreter einer Gemeinde, Provinz etc. mit der Unterzeichnung eines Bankdarlehens, dass die Sichteinlage am Girokonto, die der Körperschaft gutgeschrieben wird, kein gesetzliches Zahlungsmittel nach Maßgabe der staatlichen wie europäischen Regularien darstellt. Dieser Sachverhalt wird derzeit bereits von Gerichten überprüft.
  • weil das verzinste Schuldgeldsystem horrende Kosten für öffentliche Körperschaften verursacht: Allein im Jahre 2012 waren € 80 Mrd. an Passivzinsen auf den Schuldbetrag des Staates fällig (€ 493 Mio. betrugen die Zinsen für die öffentlichen Körperschaften Südtirols). Die Aufbringung dieses Betrages in Form von Steuern macht in Summe für eine vierköpfige Familie ca. € 8.000 pro Jahr aus. Italien hat in den letzten 30 Jahren € 3.100 Mrd. an Kapitalzinsen bezahlt.
  • weil öffentliches Eigentum, öffentliche Unternehmen und Banken mit öffentlicher Beteiligung ebenso der Gefahr der Inanspruchnahme und Enteignung ausgesetzt sind wie Privatbesitz. Alles Geld ist „Schuld“ und wird von Privatbanken bei der Kreditvergabe nach der Bewertung von Real-Sicherheiten aus dem „Nichts“ geschöpft. Es wird jedoch immer nur das Geld für das Schuldkapital, niemals aber jenes für die in der Zeit anreifenden Zinsen erzeugt. Deshalb kommt es automatisch zu “Geldknappheit” im Markt (abgesehen von der Vermögensumverteilung zugunsten einiger weniger): Die gegebene Geldmenge (die dem Schuldkapital entspricht) ist geringer als die notwendige Geldmenge (Schuldkapital + angereifte Zinsen) die an die Banken zurückbezahlt werden müsste. Das Verständnis dieses Umstandes ist zentral, denn das Geld für die Zinsen existiert nicht und es entsteht auch nicht (z.B. durch Wirtschaftswachstum) von selbst; es müsste durch die Giralgeldschöpfung erst erzeugt werden. Dabei würde jedoch wiederum nur „Schuld(-Geld)“ entstehen, was den Verschuldungskreislauf nur noch weiter verstärken würde. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem die Kredite aufgrund der fehlenden Geldmenge für die Zinsen nicht mehr bedient werden können (was aufgrund des Gesagten mathematisch ohnehin nicht möglich ist). Deshalb kommt es zu Enteignungswellen in großem Stil, die zum Teil drastische ökologische wie soziale Folgen haben (s. Lateinamerika, Griechenland, etc.)
  • weil auch lokalpolitische Entscheidungen, Maßnahmen und Projekte aufgrund des Geldsystems in erster Linie von ihrer Finanzierbarkeit abhängen. Die Kürzungen der Gehälter von Politikern, die Umstrukturierung und Schließung von Abteilungen im Sanitätsbetrieb, die Gehaltskürzungen von Ärzten, die immer schwieriger werdende Finanzierung von Infrastrukturprojekten usw., all diese Umstände sind alleinige Konsequenz des verzinsten Schuldgeldsystems, das langfristig allen, die sie sich ihm unterwerfen, das Genick bricht.

Dem Team von Human Economy ist vollkommen bewusst, dass sich viele Politiker bei diesem Thema ebenso überfordert fühlen wie der weit überwiegende Anteil der Bevölkerung. Zu dieser Überforderung gesellt sich die Ansicht, hier handle es sich um Problem, welches (auch rechtlich) allein auf staatlicher oder sogar europäischer bzw. internationaler Ebene gelöst werden könne, da die Landespolitik nicht über die erforderlichen Kompetenzen verfüge und daher keinerlei Handlungsspielraum habe.

Dem ist jedoch nicht so. Wie wir in unseren Veranstaltungen (Vorträge, Pressekonferenzen, Workshops und Kongress) dargelegt haben, haben die Regionen die Möglichkeit über eine Neuorganisation des Geldsystems bzw. über die Installierung einer Komplementärwährung enorme Vorteile für die Bevölkerung, die öffentlichen Institutionen und die Wirtschaft zu schaffen. Wenn man solche Kreisläufe über Clearingstellen mit ähnlichen umliegenden Netzwerken verbindet, erhält man sehr schnell eine ernst zu nehmende wie befreiende Alternative zum derzeitigen systemischen Betrugsmodell, dem versklavenden verzinsten Schuldgeldsystem.

Nachdem, zumindest nach unserer Kenntnis, kein öffentlicher Vertreter des Landes am Workshop und Kongress teilnehmen konnte (was für mich ehrlich gesagt ein Rätsel ist), laden wir Sie herzlichst ein, sich unsere Dokumentationen zum Workshop auf unserer Homepage anzuschauen (http://humaneconomy.it/deutsch/zusammenfassung-workshop-elementi-giuridici-del-sistema-di-creazione-di-mezzi-monetari-delle-banche-private/) und das Kongressbuch mit DVD zu bestellen. http://humaneconomy.it/deutsch/video-kongress-eurac-bozen-loesung-der-krise/

Die nächsten konkreten Schritte der Initiativgruppe Human Economy sind bereits definiert. In den nächsten Wochen erfolgen die Konzeption und die Ausarbeitung der rechtlichen wie ökonomischen Rahmenbedingungen für die Errichtung einer Genossenschaft für die Etablierung eines Verrechnungskreises der eine Komplementärwährung zum Gegenstand hat. Dabei werden zahlreiche Sondierungsgespräche mit bereits existierenden und funktionierenden Projekten im deutschsprachigen Raum und auch in Italien geführt werden.

Sobald im Anschluss auch die Politik die notwendige Sensibilität für dieses zentrale Thema entwickelt und sich ihm nicht weiterhin verschließt, stehen wir gerne bereit Ihnen unsere konkreten Vorschläge zu unterbreiten, damit die Umsetzung eines Wirtschaftsmodells zur Erzeugung von Realwerten in Kooperation auch in Zusammenarbeit mit den öffentlichen Körperschaften funktionieren kann.

Dass diesem Thema immer mehr mediales Gehör geschenkt wird und von den Medien auch sachgerecht verstanden wird, beweist die „Initiative Vollgeld“ in der Schweiz (www.vollgeld-initiative.ch/pressespiegel/). Unsere lokalen Medien scheinen – bis auf ein paar Ausnahmen – sich hierbei weiterhin bedeckt und/oder an obsoleten Glaubenssätzen fest zu halten. Vielleicht beugen sie sich aber auch der Macht von Geldeliten.

Mit freundlichen Grüßen